Tauchschwimmer im Tauchkombi, auf einem Glied versammelt
Zwei Armeetaucher blicken unter Wasser in die Kamera
Armeetaucher bis zur Brust im Wasser

Die Armeetaucher

Die Armeetaucher
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Im Juli 1969 rückten erstmals 48 Tauchschwimmer-Anwärter in die Rekrutenschule ein. Die Armee erhielt damit eine Spezialtruppe, die nur kurz Bestand hatte. Die Kompetenz, Einsätze unter Wasser zu leisten, blieb jedoch bis heute erhalten.

Im FAK-4-Manöver 1964 wurden erstmals Taucher, alles ausgebildete Polizeitaucher, versuchsweise taktisch eingesetzt. Der Einsatz wurde durch einen tragischen Todesfall eines Tauchers, des berühmten Ruderers Gottfried Kottmann, überschattet.

Am und über dem Wasser

Trotzdem wertete man die Resultate des Versuches als günstig, so dass die Abteilung Genie Festung 1965 durch Generalstabschef Gygli mit einer Studie zum militärischen Einsatz von Tauchschwimmern betraut wurde. Basierend auf dieser Studie wurde der Kommission für Militärische Landesverteidigung (KML) die Einführung von Tauchschwimmern mit den beiden Einsatzmöglichkeiten technische Arbeiten unter Wasser sowie Kampfaufträge am und über dem Wasser beantragt.

Die KML stimmte diesem Antrag vollumfänglich zu und befahl dem Waffenchef der Genietruppen, pro AK einen Tauchschwimmerzug auszubilden. Zwei Instruktoren absolvierten bei der Bundeswehr in München eine mehrwöchige Tauchausbildung. Die Seepolizei der Stadt Zürich und die Lebensrettungsgesellschaft boten zusätzliche Grundlagen für die Ausbildung.

Geeignete Stellungspflichtige

Geeignete Stellungspflichtige erhielten ab 1968 die Möglichkeit, sich bei der Aushebung als Tauchschwimmer zu melden. So startete die Sommer-RS 1969 mit 48 Freiwilligen als Truppenversuch, wovon nur 25 als Tauchschwimmer brevetiert werden konnten. Am 11. September 1969 präsentierte die Abteilung Genie und Festungen die Tauchschwimmer der Öffentlichkeit.

Presse, Politik, hohe Offiziere, Attachés anderer Armeen und sogar der US General Westmoreland gaben sich an der Demonstration in Brugg die Ehre. Mit eindrücklichen Aktionen zu Land und zu Wasser demonstrierte der Rekrutenzug seinen Ausbildungsstand und sein Können. Die Medien berichteten in Superlativen über die harten Froschmänner.

Sechs Sommer-RS

Bis 1975 bildeten sechs Sommer-RS je ein Tauchschwimmerzug aus. Die frisch Brevetierten erhielten ihre Einteilung in einen Tauchschwimmerzug der Stabskompanie eines der vier Genieregimenter.

Die Tauchschwimmer sahen sich bereits 1972/1973 mit Aufhebungsanträgen konfrontiert. Auch, weil die Armee auf die Beschaffung von Schnorchelpanzern verzichtete und der Aufwand für reine Bergungsaufträge zu gross schien. Anfänglich hielt man an dieser noch jungen Spezialtruppe fest, hob sie aber 1979 auf.

Mit ein Grund für den Entscheid dürfte die Einteilung der Tauchschwimmer in vier AK gewesen sein. Die Führung und die Ausbildung der Züge in den WK oblag den Zugführern, die fachlich auf sich alleine gestellt waren.

Das Verständnis für den Einsatz der Tauchschwimmer fehlte meist bei den vorgesetzten Stufen. Mutmasslich wäre der Entscheid anders ausgefallen, wären die Tauchschwimmer in Kompaniestärke direkt dem Kommandanten der  Genietruppen unterstellt worden.

Die Taucherequipe

Bereits 1976 formierte sich eine Taucherequipe aus freiwilligen Genie-Instruktoren für die Bergung von Mensch und Material. Sie standen bei Bedarf zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung.

Mit der definitiven Aufhebung der Tauchschwimmer ging der Armee ein wertvolles Instrument verloren. Nach wie vor gab es Bedarf an Tauchern in den Bereichen Erkundung, Suchen, Bergen und Rettungsdienst. Zusätzlich eröffnete sich ein neues Betätigungsfeld in der Zusammenarbeit mit der Luftwaffe im Rahmen der Überlebensausbildung der Piloten.

Die Taucherequipe stand der gesamten Armee zur Verfügung. Der Bestand schwankte zwischen sechs und neun Instruktoren. Sie übten die Tätigkeit in der Tauchequipe im Nebenamt aus. In dieser Zeit intensivierte sich die Kooperation mit Seepolizeien. Kantonale Polizeikorps, die nicht über eigene Taucher verfügten, hatten im Ereignisfall die Möglichkeit, auf die Tauchequipe zurückzugreifen.

Die Armeetaucher

Im Zuge der Armeereform A XXI reichten die Instruktoren der Tauchequipe ein Konzept ein, um die anspruchsvolle Aufgabe des Einsatztauchers der Miliz zugänglich zu machen. Ziel war es, die Instruktoren der Taucherequipe zu entlasten und die Kapazität bei der Überlebensausbildung der Piloten zu erhöhen. Seit 2006 gibt es die Armeetaucher, die heute dem LVb Genie/Rettung/ABC unterstellt sind und primär die Kernkompetenz Tauchen in der Armee sicherstellen.

Die Milizformation umfasst aktuell 25 Mann, wobei auch Berufsmilitärs, die im Nebenamt tätig sind, die Armeetaucher unterstützen. In diesem Det spielt der militärische Rang eine untergeordnete Rolle. Viel mehr gewichtet wird die Taucherfahrung, weshalb nicht selten Soldaten als Einsatzleiter eingesetzt werden.

Kooperationen

Die Armeetaucher stellen die Unterstützung der Truppe bei Aufgaben im, am und teilweise über dem Wasser sicher. Dazu gehören genietechnische Erkundungen bei Einbaustellen für Brücken oder das Bergen von in Gewässern verlorengegangenem Material.

Die Einsatztaucher überprüfen aber auch die Armee-Infrastruktur unter Wasser, wie Zieldarstellungen in Seen, und werden bei Sicherungs- und Rettungsaktionen beigezogen. Die Beseitigung von Kampfmitteln unter Wasser obliegt den Spezialisten des Kdo KAMIR, die einen Teil der Ausbildung zusammen mit den Armeetauchern absolvieren.

Mit der Luftwaffe, dem KSK, dem Kompetenzzentrum ABC-KAMIR sowie mit einigen Polizeikorps bestehen deshalb Ausbildungs- und Einsatzkooperationen. In Bremgarten entstand 2006 ein modernes Tauchzentrum, das über ein Wasserbecken für die Ausbildung, eine Werkstatt mit einer Füllanlage für die Tauchflaschen und Trocknungsräume verfügt.

Hohe Anforderungen

Jährlich melden sich bis zu 50 Interessenten zu den Armeetauchern. 

  • Zwei bis vier neue Mitglieder werden in einem mehrstufigen Test rekrutiert.
  • Gute Kenntnisse in allen Bereichen des Tauchens sowie eine sehr gute körperliche Leistungsfähigkeit sind Grundvoraussetzungen, um den anspruchsvollen Aufgaben eines Einsatztauchers gewachsen zu sein.
  • Verlangt wird zudem als Minimalanforderung ein Tauch-Brevet D2 CMAS (oder äquivalent), eine abgeschlossene RS sowie eine aktuelle militärische Einteilung.
  • Die Interessenten sollten nicht älter als 35 Jahre alt sein und noch mindestens 100 Diensttage zu leisten haben.

Umteilung zu den Tauchern

In einer ersten Testsequenz wird mittels einer Sportprüfung die allgemeine körperliche Fitness der Kandidaten festgestellt. In einem weiteren Test werden die tauchtechnischen Fähigkeiten dem geforderten Niveau entsprechend überprüft. Dabei werden verschiedene Übungen im Freiwasser mit der eigenen Tauchausrüstung absolviert. Die Selektionskriterien sind streng und werden nicht angepasst, wenn in einem Jahrgang zu wenig oder keine Taucher rekrutiert werden können.

Nach erfolgreichem Bestehen aller Prüfungsaufgaben erfolgt die Umteilung zu den Armeetauchern. Die Neueingeteilten erhalten im ersten Jahr ihrer neuen Funktion die Möglichkeit, den Grundkurs sowie die Spezialisierungswoche zu absolvieren. Die Armeetaucher werden dann zu Einsätzen, teilweise tageweise, aufgeboten. Von den Einsatztauchern wird erwartet, dass sie sich ausserdienstlich fit halten und tauchtechnisch weiterbilden.

Die kompetenten Autoren sind: Oberstlt Marco Leupi, Adjutant Stab Kdo MP. Stabsadjutant Paul Brünisholz, Tauchschwimmer und Einsatztaucher 1969–2008